Etwa Anfang Februar 1945 erreichten 150 über Strem kommende ungarische Juden Inzenhof und wurden in der Schule untergebracht. Dort befand sich auch das Magazin des Stellungsbaues, im Haus gegenüber war die Großküche für die Südostwallarbeiter.
Aufgrund eines Volksgerichtsprozesses lassen sich die Ereignisse von Inzenhof rekonstruieren.[1] Unter den Ungarn gab es drei Ärzte. Einer von Ihnen machte Ludwig Schweitzer auf mögliche Fleckfieberfälle aufmerksam. Diese Meldung überbrachte Schweitzer an den Unterabschnittsleiter Ludwig Wagner. Daraufhin gab es eine Besprechung zwischen Wagner und dem Kreisleiter von Feldkirchen Eduard Meissl, in der Meissl offenbar die Erschießung der kranken Juden forderte. Es gibt zahlreiche Berichte aus den Bauabschnitten des Kreises Feldkirchen, in denen immer wieder Meissl als treibende Kraft hinter den Befehlen zur Erschießung erschöpfter und kranker ungarischer Juden genannt wird. Auch die Tötungsbefehle während der Evakuierungsmärsche Ende März stammten von ihm.
Obwohl er während der Gerichtsverhandlung jegliche Mittäterschaft abstritt, wird wohl Unterabschnittsleiter Wagner seinem Untergebenen Schweitzer den Befehl zur Beseitigung der Kranken weitergegeben haben. Schweitzer ließ die angeblich Fleckfieberkranken von den jüdischen Ärzten am Nachmittag nach Ende der Arbeiten aussondern. Diese 15 Personen führte er in die Nähe eines Hofes, der westlich etwas außerhalb der Gemeinde lag. Dort übernahmen angeblich zwei Uniformierte die Ungarn und schickten Schweitzer zurück in den Ort. Falls diese Aussage stimmen sollte und obwohl die Zugehörigkeit der beiden Uniformierten im Prozeß nicht geklärt wurde erscheint es nicht abwegig, auch hier wieder Angehörige des SS-Baubataillons „Kama“ zu vermuten. Auf dem Gelände unterhalb des an einem Hang liegenden Hofes befanden sich sechs tiefe Bombentrichter. Dort wurden die Ungarn mit einem schweren Steinhammer erschlagen und in einen der Bombentrichter hineingeworfen. Am nächsten Morgen ab fünf Uhr, zwei Stunden vor dem offiziellen Arbeitsbeginn, schütteten einige Arbeiter das Loch mit Erde zu.
Kurz nach Kriegsende begannen die polizeilichen Ermittlungen zu diesem Verbrechen und im Oktober 1945 wurden die beiden Hauptverdächtigen Wagner und Schweitzer verhaftet. Auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft fand am 13. und 14. Juni 1946 eine Exhumierung des Grabes statt. Zu dieser Arbeit wurden 12 ehemalige Nationalsozialisten herangezogen. Im ca. 9 bis 10 Meter breiten Bombentrichter wurden in einer Tiefe von 3 Metern die 15 Leichen gefunden. Außerdem lag die Tatwaffe, der Steinhammer, ebenfalls im geöffneten Bombentrichter. Vom Amtsarzt wurde bei allen 15 Leichen ausnahmslos eine Zertrümmerung des Schädels als Todesursache festgestellt. Nur bei einem der Toten konnte die Identität festgestellt werden.[2] Alle Toten waren mit ungarischen Militäruniformen bekleidet.
Das Gerichtsurteil sprach den ehemaligen Unterabschnittsleiter Wagner im Dezember 1947 von allen Anschuldigungen frei. Es ließ sich kein Beweis für die berechtigte Annahme seiner Übermittlung des Tötungsbefehls finden. Ludwig Schweitzer hingegen wurde wegen Mithilfe zum mehrfachen Mord zu 12 Jahren schweren Kerkers verurteilt.
[1] LG Graz Vg 1 Vr 2458/47 gegen Ludwig Schweitzer und Ludwig Wagner.
[2] Es handelte sich um den 22jährigen Istvan Sipos aus Nagykanizsa.