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Heiligenbrunn

In seiner Publikation zum Bau des Südostwalles nennt Leopold Banny auch die Ortschaft Heiligenbrunn. Seiner Angabe nach sollen dort etwa 100 bis maximal 200 ungarische Juden in einem Lager untergebracht worden sein und am Südostwall geschanzt haben.[1] Bisher fand sich jedoch kein weiterer Hinweis auf dieses Lager.
Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich hier um eine Verwechslung. Im Unterabschnitt VI/9 Strem existierte ein Lager für ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter in einem Meierhof, der sich gleich hinter dem Zollhaus Strem befand. Und in ebendiesem Zollhaus waren auch die Büros der Bauleitung untergebracht. Zwar trägt das Gebäude den Namen „Zollhaus Strem“, befindet sich jedoch auf dem Gebiet der Gemeinde Heiligenbrunn. Dieser Meierhof wird in der Literatur meistens mit „Meierhof bei Strem“, manchmal aber auch mit „Meierhof bei Heiligenbrunn“ bezeichnet.
Ein Ereignis auf Heiligenbrunner Gemeindegebiet ist dennoch dokumentiert. Während der Evakuierungen der ungarischen Zwangsarbeiter aus dem Raum Köszeg zu Fuß in Richtung Süden über Strem brach Tamás Ambrus im Wald bei Heiligenbrunn vor Erschöpfung zusammen. Da er nicht mehr zum Weitergehen bewegt werden konnte schoß Isidor Fellner, Mitglied der Wachmannschaft und ehemaliger Hundertschaftsführer des Unterabschnittes Strem, ihm in Tötungsabsicht in den Kopf. Fellner war bereits in Reinersdorf beim Abmarsch der Zwangsarbeiter in den Mord an einen Ungarn involviert. Tamás Ambrus überlebte schwer verwundet. Kurz darauf erreichten Franz Malkus Heiligenbrunn Begnadigung Fellner kleinund ein weiterer Schanzarbeiter, die den Evakuierungstransport ebenfalls als Wachmänner begleiten sollten aber verspätet aufbrachen, den Tatort. Auch ein Wehrmachtsoffizier mit Motorrad kam zu dieser Stelle und forderte Malkus auf, sich um den Juden zu kümmern. Malkus erwiderte jedoch dem Offizier, dieser solle, da er ein Motorrad habe, zur Krankenstation in Strem fahren und Hilfe holen. Diesem Wunsch kam der Offizier tatsächlich nach, brachte jedoch kurz darauf mit seinem Motorrad keinen Sanitäter, sondern den Grazer Stefan Mayer, einen weiteren Notdienstverpflichteten, zum Tatort. Mayer sah sich Támas Ambrus kurz an und feuerte dann mehrere Schüsse aus seiner Pistole auf ihn ab. Zu Malkus gewendet erklärte er, er werde sich um alles weitere kümmern. Kurz danach trafen vier ungarische Zwangsarbeiter ein, die den Weg von Strem zum Tatort zu Fuß zurückgelegt hatten, und begruben den Toten.[2]
Die Ereignisse hatten noch ein gerichtliches Nachspiel. Da Támas Ambrus das erste Schußattentat auf ihn überlebte, sprach das Volksgericht Isidor Fellner jedoch lediglich des Mordversuchs an Ambrus schuldig. Ein erstes Gnadengesuch Fellners wurde im November 1954 abgelehnt. Aber bereits einen Monat später kam er in den Genuß der Weihnachtsamnestie und wurde von Bundespräsident Körner mit einer Probezeit bis Ende 1961 bedingt begnadigt. Stefan Mayer behauptete hingegen vor Gericht, dass Tamás Ambrus bereits tot war als er am Tatort eintraf. Die Frage, warum er trotzdem mehrere Male auf Ambrus schoß, stellte das Gericht erst gar nicht. Zusätzlich bestätigte der ehemalige Unterabschnittsleiter Paul Schmidt vor Gericht die Aussage Mayers, sodaß das Gericht Mayer aufgrund von Mangel an Beweisen frei sprach.[3]

 

 

[1] Leopold Banny, Schild im Osten, Der Südostwall zwischen Donau und Untersteiermark 1944/45 ,Lackenbach 1985, S. 111
[2] Lg Graz Vg 1 Vr 9122/47, Urteil, Blatt 711 - 713
[3] ebd.

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