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Strem. Das Massaker während der Evakuierung

Am 29. März 1945 begann die Evakuierung der Lager des Bauabschnittes VI/9. Strem fungierte in diesem Zusammenhang als erstes Sammellager, von dem aus die Fußmärsche in Richtung Westen starteten. Marschfähige trieb man über Bierbaum, Graz, Präbichl in Richtung Mauthausen. Für Marschunfähige gab es eine andere Regelung. Ein damals im Meldedienst eingesetzter Hitlerjunge sagte 1964 aus, dass er am 29. oder 30. März den Befehl des Kreisleiters Eduard Meissl zu überbringen hatte „dass die Juden und Ausländer von den Baustellen abzutransportieren seien und dass kranke und marschunfähige Juden und Ausländer liquidiert werden müssen.“ Allerdings erinnerte sich der ehemalige HJ-Junge (angeblich) weder daran, an wen er den Befehl weitergab, noch ob er ihn von Meissl persönlich oder in seinem Namen erhalten hatte. Jedenfalls blieben 32 Kranke im Meierhof zurück. Einen Tag später, am 30. März, brannte der Meierhof undStrem AussageBgmGregorich Judenmorde 1946 klein alle marschunfähigen Ungarn kamen in den Flammen um. Einheimische gaben an, dass Angehörige einer durchziehenden Waffen-SS-Einheit für den Brand verantwortlich waren.[1] Dabei dürfte es sich aber nicht um die ganze Wahrheit gehandelt haben. Der örtliche Postbeamte, der immer wieder Meldungen und Nachrichten zur Bauleitung übermittelte, war auch am 30. März 1945 im Zollhaus. Dort sah er, wie die marschunfähigen Ungarn auf Anweisung des Unterabschnittsleiters Paul Schmidt mit einer brennbaren Flüssigkeit übergossen und in das Wirtschaftsgebäude getrieben wurden. Danach steckten SS-Angehörige den Stadel in Brand.[2]
Am 17. Mai 1945 entdeckte eine Kommission der Roten Armee in der Nähe des Meierhofes Gräber mit insgesamt sieben Leichen, darunter auch eine Frau. Einen Tag später untersuchte dieselbe Kommission die Brandruine des Meierhofes und stieß auf die Überreste der 32 Toten. Sie wurden auf Veranlassung der Bezirkshauptmannschaft Güssing im Friedhof von Heiligenbrunn beigesetzt, später jedoch möglicherweise umgebettet, denn in Heiligenbrunn existiert kein Grab ungarischer Zwangsarbeiter mehr.[3]

 

[1] Siehe das abgebildete Dokument, Wiener Stadt- u. Landesarchiv, Lg Wien Vg 1 Vr 900/45, Vernehmung des Bürgermeister Gregorich über die Judenmorde in Strem, Juni 1946.
[2] Mitteilung von Herrn Kedl, dem ich herzlich für diese Auskunft danke!
[3] Eleonore Lappin-Eppel. Ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Österreich 1944/45. Arbeitseinsatz – Todesmärsche – Folgen. Wien, Münster o.J. S. 330.

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